89 Schritte
AhrStories. Nach der Flut. Jetzt.
Die Ahr und Ich. Neue Landschaften.
89 Schritte ist der persönliche Podcast über das Ahrtal – nach der Flutkatastrophe 2021.
Der Podcast startete im Januar 2022.NEU! Im November 2023 ist das Buch zum Podcast veröffentluch worden: DAS AHRTAL DES MITGEFÜHLS. 89 Fragmente aus dem Leben nach der Flut. (Barton Verlag)
89 Schritte ist eine mehrstimmige Platform, die meine und andere einzelnen menschlichen Erfahrungen nach der Flut im Ahrtal zusammenbringt. Eine Platform für radikale Subjektivität, radikale Empathie und radikale Mut, das Vergangene mit Liebe, Schritt fü Schritt, zu verabschieden und das Neue, Fremde, alles, was nach der Flut da ist, Schritt für Schritt wahrzunehmen, sich damit zu befreunden und zu leben. Das ist nicht einfach. Es geht darum, Raum für alles zu schaffen. Es kann sein, dass für manche der Abschied schwiereig und sogar unmöglich ist. Es kann sein, dass es keinen Platz für Zukunftspläne gibt. Es gibt aber immer ein JETZT und dort finden die Gespräche statt.
89 Schritte. Ein Podcast für die Schritte, die wir JETZT machen.
Folge #1
Ein Spaziergang mit Martin an die Ahr
Martin Dietrich und ich wohnen seit mehr als einem Jahr in Bad Bodendorf, an der Ahr. Martin ist hier aufgewachsen, jetzt arbeitet er therapeutisch mit eigener Praxis. Wir spazieren zwischen Bodendorf und Heimersheim und sprechen über das, was wir sehen. „Es ist jetzt ein neuer Raum entstanden, für die eigenen Gefühle“, sagt Martin.
Folge #2
„Es ergibt für mich keinen Sinn“
In der zweiten Folge von „89 Schritte“ spreche ich mit Stephan Neuhaus-Kiefel aus Heppingen.
Das Gespräch beginnt bei ihm zu Hause und danach sprechen wir weiter auf der Strasse zwischen Heppingen und Heimersheim, dort, wo die Eigentumswohnung der Familie unter Wasser stand.
Stephan arbeitet als Trauer- und Hochzeitsredner und ehrenamtlicher Priester für die Alt-Katholische Kirche. In meinem Bekanntenkreis ist er der einzige Trauerredner, den ich kenne. Er spicht darüber, was es bedeutet nach der Flut ganz blockiert zu sein und wie er den Weg aus diesem Zustand findet. Wie wichtig es ist, einige Schritte nicht zu schnell zu gehen – z.B. – das Geschehene zu erklären oder einen Sinn zu finden, wenn es keinen gibt.
Folge #3
„Ein Baum für jeden Verstorbenen“
Die Künstlerin Margarete Gebauer öffnet in unserem Gespräch ein großes Thema – wie soll ein Denkmal, ein Gedenken an die Flut und die Flutopfer im Ahrtal aussehen?
In der Flutnacht wurde ihr Atelier überflutet, wo ihr ganzes Lebenswerk steht. Als ich sie in ihr Haus und Atelier in Bad Bodendorf Ende Januar 2022 besuche, reflektiert sie das Geschehene und die eigene Haltung mit etwas Selbstironie und findet sogar – sie kann der Flut dankbar sein. Warum?Hören Sie zu! Ein bewegendes Gespräch über Traumata und Wunder im Ahrtal.
Folge #4
„Vielleicht entdecke ich die neue Ahr durch meinen Sohn wieder“
Sarah Irmgartz ist Sozialpädagogin, Yoga-Lehrerin und Mutter eines kleinen Sohnes. Sie wohnt in Heimersheim mit ihrer Familie und ist dort auch aufgewachsen. Zwischen uns ist eine spontane Freundschaft nach der Flut entstanden und wir spazieren seit November 2021 oft gemeinsam an die Ahr: Bodendorf, Heimersheim, Heppingen, Lohrsdorf, Bad Neuenahr…Ich liebe unsere Gespräche und merke, wie gut es mir tut, und uns beiden auch, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und einfach zu wissen, wie es denen geht… Diesen Spaziergang starten wir in Bad Neuenahr bei der neuen Behelfsbrücke.
Folge #5
„Mayschoß und Ukraine? Menschen können Wunder bewirken, wenn sie zusammenhalten“.
Hubertus Kunz, Bürgermeister von Mayschoß.
Mayschoß und die Ukraine? Es gibt ganz klare Parallelen, sagt Hubertus Kunz.Ich besuche ihn an einem sonnigen Tag in Mayschoß, in seinem neuen temporären „Zuhause“ – dem Pfarrhaus. Wir trinken Kaffee. Im hellen Zimmer mit großen Fenstern steht eine Nähmaschine.
Hubertus Kunz war der Bürgermeister von Mayschoß während der Flutkatastrophe im Juli 2021 Geboren in Karlsruhe, wo er nur bis zu seinem dritten Lebensjahr lebte, kurz nach dem Tod seines Vaters. Die Mutter kehrte in die Heimat zurück, nach Mayschoß. Als Kind wollte er Winzer werden, ist aber Religionslehrer geworden. Jetzt, seit ein paar Monaten, ist er in Rente.Während unseres Gesprächs läuten die Glocken der Kirche mehrmals. Sie werden der Ausgangspunkt unseres Gesprächs und begleiten uns die ganze Zeit.
Folge #6
„Es hat weh getan“
Karen Blazer und Hermann Schug, das Ehepaar aus Schuld und die Gründer von der Theatergruppe Feuervogel in Schuld, verlieren in der Nacht am 14.Juli ihre ganze Theaterwerkstatt, entstanden durch 30 Jahre Arbeit – Atelier, Bühnen, Kostüme, Technik…
„Feuervogel“ arbeitet seit Jahren in der ganzen Welt mit der Sprache der Bilder, Märchen und Mythologie. Stelzen-Tanztheater, Akrobatik, unkonventionelle Gestaltung, ständiges Experimentieren, ort-gebundene Projekte – sind nur einige Merkmale deren Philosophie. Ein Gespräch in der Küche in deren Haus in Schuld – über das Zauberhafte und Dämonische, das in allen Dingen schläft… Mehr über die „Feuervogel“ kann man hier lesen.
Folge #7
„Wie eine Hängematte“
Ulrike Buddhe und Bernhard Miller aus München, unsere guten Freunde, mit denen wir letztes Jahr gemeinsam nach Bulgarien zum Urlaub fliegen wollten. Die Flut hat die Pläne verändert – und die beiden kamen zu uns nach Bad Bodendorf. Ein Gespräch über die Freundschaft, die Krise, das Erlebte und Erinnerte.
Folge #8
„Danke, liebe Flut!“
Das sagt der Künstler Rolf Habel, den ich in letzter Zeit im Ahrtal kennenlerne. Er hat die Flut in Bad Neuenahr erlebt und überlebt. Als er vor etwa 20 Jahren ins Ahrtal gekommen ist, war er obdachlos. Die Flut macht ihn obdachlos zum dritten Mal. Aber wenn er „Danke, liebe Flut!“ sagt – meint er das ernst. Und mehr. Jetzt startet er sein neues Projekt „Mobile Beratungsstelle für Sehnsüchtige“. Ein Gespräch in Bonn und Bad Bodendorf.
Folge #9
„Ein Stück Urvertrauen ist weg“
Anton Simons ist Journalist. Wir wohnen in einer Nachbarschaft in Bad Bodendorf. Im Unterschied zu mir, hat Anton (Toni) hier seine Wurzeln und Vorfahren. Ich bescheibe ihn als der „digitale Chronist“ vom Kreis Ahrweiler (er überlegt etwas, ob das so stimmt, und sagt zu). Das von ihm vor Jahren gegründete regionale Wikipedia – AW-Wiki ist das größte regionale Wiki- Portal in Deutschland mit tausenden freiwilligen Mitarbeitern aus der Region.
Sein Familienhaus wurde bei der Flut stark betroffen, eine Familenwiese – auch. Wir spazieren durch die damals überfluteten Wiesen und Waldwege um Bad Bodendorf und sprechen über das, was jetzt bei ihm nach der Flut bleibt.
Er stellt auch eine andere wichtige Frage – trägt doch nicht jede/r von uns auch eine Mitschuld?
Folge #10
„Ahrtal hilft Ukraine“
Ralf Kubon aus Bad Bodendorf entscheidet sich nach der Flut, die er selbst erlebt hat, anderen zu helfen. Und gemeinsam mit Maxim aus Charkev gründet er einen Verein für sofortige Hilfe – I.M.E.S (Immediate Medical and Evacuation Services).
Wir treffen uns auf einer Veranstaltung für Ukraine in Remagen.
Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine hatte Ralf Flaschbacks aus den Tagen nach der Flut im Ahrtal und er wußte sofort – jetzt will er den Menschen in der Ukraine helfen. Maxim Poliakov aus Charkev ist 29 Jahre alt. Ralf und Max treffen sich an der polnisch-ukrainischen Grenze und wissen sofort – wir wollen weiter zusammen arbeiten.
Mit den beiden sitzen wir an einem heißen Tag im Mai auf unserer Terrasse in Bad Bodendorf und sprechen über die Hilflosigkeit, die Zerstörung und den Mut. #Die Erinnerung als Kraftort
Folge #11
„Manchmal will ich nur mit Betroffenen sprechen“
Die Journalistin aus Sinzig Hildegard Ginzler erlebte die Flutnacht in ihrem Haus in Sinzig. Wir treffen uns fast ein Jahr nach der Flut und sprechen, wie immer, über diese Nacht, und die neuen Erfahrungen, die jede für sich gemacht hat. Zum ertsen Mal kommt zum Ausdruck die besondere Empfindlichkeit, die man entwickelt hat, und dass einiges nur mit anderen Betroffenen ausgesprochen werden kann.
Folge #12
„TRAUMATAL“ – bleibt das Bild und wie lange?
Stephan Maria Glöckner kennt im Ahrtal fast jeder. Der Musiker und Künstler aus Bad Neuenahr, der durch die Flut stark betroffen wurde und jetzt woanders wohnt, spricht mit seiner Gitarre, persönlichen Texten, Worten und sanfter Ausstrahlung vielen aus der Seele. Sein Bild „TRAUMATAL“ wird eine Metapher für das Erleben der Menschen im Ahrtal – und ist auch Titelbild der Ausstellung #AHRt im ARP Museum (10-24.Juli 2022). Zum Jahrestag der Flutkatastrophe singt Stephan Maria Glöckner auf mehreren Veranstaltungen im Ahrtal. Hier – eine Begegnung während der Ausstellung #AHRt im ARP Museum.
Folge #13
„Der Schock, die Kuh, der Schmetterling und andere Geschichten“
Karsten Janotta ist Informatiker, bloggt, macht Musik und fotografiert in seiner Freizeit. Er erlebt die Flutnacht am 14/15 Juli auf den Straßen in Bad Bodendorf. Diese Nacht hinterlässt starke Spuren in sein Gedächtnis. Ein Jahr wird er brauchen, um diese Nacht in seinem Blog zu beschreiben. Ich lerne ihn bei der Gedenkfeier an die Flutkatastrophe kennen und danach spazieren wie an einem heißen Sonntag Ende Juli durch die Straßen im Kurviertel in Bad Bodendorf, an die Ahr, über die Bodendorfer Brücke – er erzählt Geschichten, wir sprechen, schweigen, lachen…Und ich erfahre wirklcih viel über ihn, seine Wünsche und Freunde, das Leben in Bad Bodendorf… Den Text über den 14. Juli 2021 schreibt er am 14.Juli 2022 – und er kann hier gelesen werden: www.karsten-janotta.de/14-juli-2021/
Die Musik in dieser Folge „Afterlife“ schreibt er einen Monat nach der Flut.
Folge #14:
Joachim Hayna und seine Leidenschaften, die nach der Flut ihm weiter helfen: „Natürlich Brot und Wein“
Folge #15:
Edyta und das bunte Haus: „Ich dachte, ich muss die Welt retten“.
Folge #16:
ALTENAHR Günter Lang: „Der Gedanke aufzugeben kommt immer öfter“.
Folge #17:
ALTENAHR Lukas Sermann: „Ich wünsche mir, dass wir eine Beispielregion werden…Aber ich glaube es nicht“.
Folge #18:
ALTENAHR Andrea Babic: „Wir machen jetzt alles nachhaltig“
Folge #19:
MOKA BISS: „Ahrtal, meine zweite Heimat“
Folge #20:
BONN Ulrike Schlosser: Was bleibt? Fazit einer Bonner Helferin
Folge #21:
KREUZBERG Martina Schneider: „Der erste Schritt war Abschied von meinem Haus zu nehmen“