Kuba
Ich war in Kuba mehrmals – meine erste Reise 1997 und dann immer wieder.
In zwei Büchern und zwei Kurzfilmen habe ich meine Erfahrungen von Kuba zusammengefasst.
„My Street. Kubanische Geschichten“ (2009)
„Behind Doors. Tras las puertas“ (2012)
„Mi Calle Cuba“ (2012)
„Zwischen Havanna und Sofia“ (2012)
Ich begann einfach für mich, die Straßen zu fotografieren. Jetzt, wenn ich sie beobachte, erinnere ich mich an meine inneren Zustände. Nichts ist sicher auf der Straße. Nach dem kubanischen Santería-Kult ist der Gott der Straßen und des Schicksals ein und derselbe – Ellegua.
Wie es das Schicksal wollte, war es die Straße, die jahrelang das Zentrum eines interessanten, sehr dynamischen Projekts wurde, das mich immer wieder nach Kuba zurückbrachte – „My Street“. Dafür bin ich Milan Nitch, Babak Salari, Roberto Zurbano, Tete, Ulises Quintana, Martin Dietrich, Manol Peikov, Raicho Stanev, Reni Hristova, Oscar Olave, Anisley Mendoza, Lazaro und vielen anderen sehr dankbar… Es ist uns gelungen, zwei Bände kubanischer Geschichten zu sammeln und zu veröffentlichen, in denen junge Kubaner zum ersten Mal über ihr Leben, die Strassen und die inneren Zustände berichten.
Im Januar 2016 sammelten wir gemeinsam mit Maria Stanisheva Material für einen neuen Dokumentarfilm – TRES REVOLUCIONES.
…
Einmal habe ich in Havanna einer Frau gesagt, dass ich Bulgarin bin, und sie hat mich dafür gesegnet. Sie erinnerte sich an eine bulgarische Familie, die sie Anfang der 1990er Jahre vor dem Hungertod bewahrte.
Ein anderes Mal in Santiago, als er herausfand, dass ich Bulgarin war, kniete ein älterer Mann nieder, küsste meine Hand und erzählte mir von der Liebe seines Lebens, die ebenfalls Bulgarin war.
Ein alter Mann in Santiago erinnerte sich sogar an den Ausdruck „на баба ти хвърчилото” in reinem Bulgarisch (es bedeutet so was wie Unsinn, etwas was nicht stimmt), den er in den 1970er Jahren von einem Bulgaren gelernt hatte.
Im Jahr 2005 fragte mich Osvaldo Paya, einer der wenigen Oppositionsführer, in Havanna: „Warum habt ihr vergessen, dass ihr frei sind und wir noch nicht?“ Ich bewahre meine Fotos von ihm auf und kann immer noch nicht glauben, dass er getötet wurde.
Es hat etwas Beunruhigendes, wenn man merkt, dass die eigene Vergangenheit und die eigenen Erinnerungen, das eigene Land, irgendjemanden da draußen in der Ferne berühren und bewegen. Ja, dort, in Kuba.