Corona Schnee – Durch den Schnee gestapft
von Mina Schelpmeier
Ich bin für dich durch den Schnee gestapft. Ich habe mich regelrecht durchkämpfen müssen, denn die Straßen, sowie die Gehwege waren knöchelhoch oder höher bedeck. Alles war weiß, wie in Drei Nüsse für Aschenbrödel. Romantisch eigentlich. Denn ich konnte jetzt nicht kurz das Auto nehmen und bei dir parken. Nein, ich musste zu Fuß gehen, wenn ich dich sehen wollte. Das wollte ich sogar sehr. So entschied ich noch zwei T-Shirts unter den Pulli zu ziehen und setzte die dicke Wollmütze auf. Die mit dem großen Bommel.
Ich bin für dich durch den Schnee gestapft. Mühsam und angestrengt, zugleich zurückversetzt ins Kindesalter, als ich zuletzt, wenn überhaupt jemals, so viel Schnee sah. Während ich mich vorankämpfte, dachte ich an all die Liebenden vor mir, die so durch den Schnee gehen mussten. Generationen von hoffnungslos romantischen Zu-Fuß-Gehern, die jede Strecke auf sich nahmen, um den Geliebten zu sehen. Mein Großvater hat dies sicher auch getan. Er hatte nie einen Führerschein, nur einen Wanderstock.
Liebe in Zeiten von Schneestürmen, Liebe in Zeiten von Corona. Mit Bedacht, mit Willenskraft und Vorsicht. Denn so wie ich für dich durch den Schnee gestapft bin, so habe ich soziale Kontakte vermieden. Damit wir uns haben. Ich dich sehen kann. Ohne Angst, ohne auszurutschen und auf die Nase zu fallen. Romantisch eigentlich. Liebe uneigentlich.